Täglich mehr als tausend Essen
Catering & mehr GmbH, Bielefeld
Salatbuffet, Tageskarte und Vollwertkost aus einem Integrationsunternehmen: »Catering & mehr« ist Großküche, Bistro, Café und Catering- Service in einem und mit seinem Angebot ein selbstverständlicher Teil des Wirtschaftslebens in Ostwestfalen.
Wenn es mittags auf 13 Uhr zugeht, dann wird es ruhiger für Bastian Blosczyk. Gut eineinhalb Stunden ist das Bistro »Zu Tisch« am Oldermanns Hof in Bielefeld noch für das Mittagessen geöffnet. An der Theke laufen schon keine großen Extra-Wünsche mehr auf, für die die Köche an die Pfanne müssten. Feierabendstimmung bei »Catering & mehr«.
Während in der Küche wenig später noch die letzten Thermobehälter gereinigt werden, sitzt Küchenchef Blosczyk an seinem Schreibtisch und telefoniert. Mit Lieferanten von Lebensmitteln und mit Kunden, die wegen Caterings anfragen. Als gelernter Koch hat Blosczyk bereits in Österreich und am Bodensee Vorzügliches auf die Teller gezaubert. Bis es den 31 Jahre alten Ostwestfalen aus privaten Gründen in die Heimat zurückzog. Bevor er in die Großküche wechselte, kochte er in Herford auf Gourmet- Niveau – immer mit dem Blick auf die Uhr. Das gehört zum Beruf.
Frühstücksbrötchen und Buffets
In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Bistro am Rande des Bielefelder Gewerbegebiets nicht von anderen Küchen, in denen Blosczyk schon im Einsatz war. Der einzige Unterschied: Neun seiner insgesamt 25 Küchenkräfte haben ein Handicap. Das Integrationsunternehmen bereitet Essen für mehr als 1000 Menschen in der Region zu. Das Angebot reicht vom Salatbuffet über Tageskartengerichte und Vollwertkost bis hin zur Lieferung von Frühstücksbrötchen, Mittagessen oder auch anspruchsvollen Buffets für mehrere hundert Gäste. Caterings für Konferenzen und Unternehmensfeiern gehören ebenfalls zum Programm. Hinzu kommen die Kunden im Bistro. Die Aufträge entstehen oft über Mundpropaganda, erzählt Gerald Deutsch, Geschäftsführer des Unternehmens. Ein Kompliment zufriedener Kunden.
Voller Einsatz an jedem Ort
Bastian Blosczyk ist seit Mitte 2013 als Küchenchef federführend für den guten Geschmack verantwortlich. Das Leben und Arbeiten mit Menschen, die eine Behinderung haben, ist er gewohnt. Er ist damit aufgewachsen, in einem Kinderheim der Von Bodelschwinghschen Stiftungen in Bielefeld- Bethel. Der Küchenchef muss erst nachdenken, bevor ihm einfällt, was in seinem Betrieb anders ist als in anderen Küchen. Vielleicht, dass er Beikoch Sebastian Schäffer anstupsen muss, wenn er ihm sagen will, was er nun zubereiten soll – denn der 28-Jährige ist hörbehindert.
In einer großen Küche werden die Bestellungen ausgerufen, es ist eine hektische und laute Welt. Da hat es ein Koch mit einer Hörbehinderung nicht leicht. Aber Schäffer ist seit acht Jahren dabei, angefangen hat er mit einer Kochlehre bei der Lebenshilfe. Er ist einer von vier Köchen, die mit ihrer Behinderung umzugehen wissen. „Die anderen stoßen mich einfach kurz an“, sagt Sebastian Schäffer. „Dann klappt das.“
Zoe Franziska Rocher gehört ähnlich lange wie Blosczyk zum Team. „Das Hören macht mir Probleme“, sagt sie. Früher hat die 28-Jährige in einer Wäscherei gearbeitet, nun bedient sie im Bistro die Kunden, kassiert und bewegt sich kontinuierlich zwischen Küche und Theke. Sie mag die Arbeit, pendelt zusammen mit Küchenhelfer Rüdiger Ristow an jedem Arbeitstag mit Bus und Bahn von Herford aus hierher. Ristow bedient die Spülstraße. Er sorgt für nachweislich hygienische Verhältnisse in der Großküche, Töpfe, Pfannen und Geschirr müssen bei ihm durchs Wasser. Wenn der 31-Jährige seine Arbeit beendet hat, ist bald Feierabend am Oldermanns Hof. Der Küchenchef schaut noch einmal nach dem Rechten und ruft dann über den Gang: „Bis morgen!“