Gelebte Soziale Marktwirtschaft
Industriedienstleister AuB, Marsberg
Der Industriedienstleister AuB in Marsberg arbeitet für renommierte Firmen in den Kreisen Höxter, Hochsauerlandkreis, Paderborn und Soest sowie in Nordhessen. Das Integrationsunternehmen kann aber noch viel mehr. Es gibt Menschen eine neue Chance im Leben.
Es gibt eine Aussage, die beim Industriedienstleister AuB in Marsberg oft zu hören ist: „Wir benötigen eine gute Auftragssituation und genügend Auslastung.“ Fast 70 Menschen mit und ohne Handicap leben davon, dass die Auftragslage des Unternehmens stabil ist. Sägen, Schweißen, Fräsen, Drehen, Montieren, Kommissionieren und die Bearbeitung von Kunststoffen oder Metallen – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich vielen unterschiedlichen und anspruchsvollen Aufgaben widmen. „Wir erbringen diese Leistungen für regionale Industrieunternehmen“, erzählen die Geschäftsführerin Ute Gödecke und der Betriebsleiter Jürgen Bienia.
Seit fast einem Vierteljahrhundert arbeitet AuB für Industrieunternehmen. Die Abhängigkeit von den Auftraggebern ist, wie überall in dieser Branche, groß. Geht es diesen nicht gut, hat das auch auf die betriebswirtschaftliche und personelle Situation des Integrationsunternehmens negative Auswirkungen. „Damit müssen wir, wie alle Betriebe in der freien Marktwirtschaft, leben und umgehen“, sagt Ute Gödecke, die in ihren ersten Berufsjahren als Pädagogin in unterschiedlichen Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit und für Menschen mit Handicaps tätig war.
Diese Erfahrungen waren ein guter Start für die Arbeit in einem Integrationsunternehmen, sagt Ute Gödecke heute. Sie bewarb sich vor etwa 20 Jahren beim »Verein Arbeit und Beschäftigung für psychisch Behinderte Marsberg«, wurde Betriebsleiterin und später Geschäftsführerin des Integrationsunternehmens des Vereins. Berufsbegleitend qualifizierte sie sich innerhalb von zwei Jahren für die kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Fragen. „Ich habe gelernt, anders und differenzierter betriebswirtschaftlich zu denken und zu handeln.“ Das hilft, vorausschauend zu planen und rechtzeitig zu reagieren, wenn Auftragsverschlechterungen absehbar sind.
In Krisen Arbeitsplätze sichern
Wer mit Ute Gödecke durch die rund 3000 Quadratmeter großen Hallen geht, macht auch eine Zeitreise durch die Höhen und Tiefen eines Integrationsunternehmens. Im Jahr 2008 etwa gab es große Einbrüche bei Aufträgen für die Autobranche, damals das größte Standbein bei AuB. „Das zu kompensieren, war eine schwierige Aufgabe für uns. Wir haben aber große Stammkunden, die wirtschaftlich stabil am Markt agieren und uns eine gewisse Sicherheit und Verlässlichkeit garantieren“, sagt Ute Gödecke. „Wenn es nötig ist und die Auslastung nicht mehr passt, gehen wir noch stärker in die Akquise. Unser Hauptziel ist es, die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu sichern.“
Die Belegschaft, die aus Menschen mit und ohne Behinderungen besteht, eint zudem eine besondere Fähigkeit: Sie lebt Inklusion. Ein Beispiel ist Jasmin Zabel, die in einer Produktionshalle an einer Spezialmaschine Ventilgehäuse für Heizkörper montiert. Die gelernte Raumausstatterin ist 31 Jahre alt und arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Produktionshelferin im Unternehmen. Zwischenzeitlich war sie lange psychisch erkrankt und in stationärer oder ambulanter Behandlung. „Ich war über viele Jahre nicht berufstätig, sehe bei AuB aber nun eine gute Perspektive. Das hat auch wesentlich zu meiner gesundheitlichen Stabilisierung beigetragen“, sagt Jasmin Zabel. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben, die Kolleginnen und Kollegen sind ein wenig wie eine Familie für mich.“
Gut aufgehoben bei AuB
Ein anderes Beispiel: Die AuB hat zwei ehemalige Mitarbeiter aus einer Werkstatt für behinderte Menschen in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis übernommen. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich nach einem Jahr Werkstattaußenarbeitsplatz in diesem Jahr nun einen Arbeitsvertrag bei der AuB bekommen habe“, sagt Thorsten Wessel, 23 Jahre alt. „Ich muss hier mehr leisten und mehr Verantwortung übernehmen, was mir sehr viel Spaß macht. Außerdem verdiene ich mehr Geld und kann dadurch selbstständiger und unabhängiger leben.“ Auch Uwe Stuhldreier freut sich mit seinen 52 Jahren über einen inzwischen unbefristeten Job bei AuB. Der gelernte Maler hatte eine Allergie entwickelt, die ihn zwang, aus seinem erlernten Beruf auszusteigen. Probleme mit dem Rücken kamen hinzu, sein letzter Arbeitgeber ging in die Insolvenz. Danach war er arbeitslos.
Uwe Stuhldreier fühlt sich gut aufgehoben bei AuB. Ein Eindruck, den Silvia Beule stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilt. „Ich habe das selbst so erfahren“, sagt die Schwerbehindertenvertreterin des Unternehmens, die ihrerseits auf eine bewegte Biografie zurückblickt. Sie hat eine Schwerbehinderung und war trotz qualifizierter Berufsausbildung arbeitslos, bevor sie vor elf Jahren zu AuB kam, ein Praktikum absolvierte und einen festen Arbeitsvertrag bekam. „Wer bei AuB angefangen hat, arbeitet gerne hier. Das Betriebsklima ist sehr gut. Und die Arbeit macht Spaß, weil sie fordert und zugleich Sicherheit und Anerkennung gibt.“